Labor 4.0: ein Blick in das digitale Labor von morgen

Labor 4.0 – das digital vernetzte, automatisierte Labor – ist die Zukunft, auf welche sich die Forschung und Entwicklung mit immer größeren Schritten zubewegt. Doch was steckt eigentlich genau hinter diesem Begriff, und was soll damit erreicht werden? Erfahren Sie hier mehr über die Technologien und Möglichkeiten im Labor 4.0, deren Vorteile und wie der Weg zum Labor von morgen aussehen kann.

Labor 4.0 auf einen Blick

Definition: Labor 4.0 steht für die Digitalisierung des Labors durch Technologien wie das Internet der Dinge (Lab-IoT), Automatisierung und künstliche Intelligenz (KI). Das wichtigste Ziel ist es, die Effizienz und Qualität der Laborarbeit zu steigern.

Funktionsweise: Im Labor 4.0 sind Geräte und Systeme über ein Netzwerk verbunden und kommunizieren nahtlos miteinander. Daten werden möglichst automatisiert erfasst, analysiert und gemeinschaftlich genutzt.

Vorteile: Das digitale Labor entlastet Laborfachkräfte, steigert die Effizienz, verbessert die Datenqualität, reduziert Kosten und sorgt für mehr Sicherheit.

Umsetzung: Die Implementierung von Labor 4.0 erfordert eine stabile, sichere IT-Infrastruktur, kompatible Schnittstellen, neue Arbeitsprozesse, Schulung und Weiterbildung sowie den Austausch zwischen verschiedenen Fachbereichen.

Was ist das Labor 4.0? 

Unter Labor 4.0 versteht man ein vollständig digitales, vernetztes und automatisiertes Labor. Geräte und Maschinen kommunizieren über ein gemeinsames Netzwerk, Daten werden nahtlos erfasst und Prozesse laufen dank Robotik und künstlicher Intelligenz nahezu selbstständig ab (dazu später mehr). Das Ziel ist es, die Laborarbeit so effizient, hochwertig, kostengünstig und sicher wie möglich zu gestalten. 

Doch warum eigentlich Labor 4.0?

Von Industrie 4.0 zum Labor 4.0

Labor 4.0 leitet sich von Industrie 4.0 ab – kurz gesagt ist damit die Digitalisierung der Industrie gemeint. Das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung erklärt das Konzept noch etwas konkreter:

“Maschinen, die miteinander kommunizieren, sich gegenseitig über Fehler im Fertigungsprozess informieren, knappe Materialbestände identifizieren und nachbestellen – das ist eine intelligente Fabrik. Diese Vision steckt hinter dem Schlagwort Industrie 4.0.”

Analog zu Industrie 4.0 bezeichnet Labor 4.0 also die Transformation traditioneller Labore hin zur vollständig digitalisierten Arbeit und Forschung. Die Laboreinrichtung ist vernetzt und Maschinen, Geräte und Sensoren tauschen in Echtzeit Informationen aus. So können viele Prozesse optimiert werden, von der Probenlogistik bis zur Datenanalyse.

Ansicht eines Labor 4.0

Vorteile des Labor 4.0

Die Digitalisierung und Vernetzung verändert die traditionelle Laborarbeit grundlegend. Dadurch ergeben sich zahlreiche Vorteile für Laborbetriebe und deren Fachkräfte, aber auch für den Klima- und Umweltschutz:

  • Effizienzsteigerung: Automatisierte Prozesse reduzieren den manuellen Aufwand. Routineaufgaben werden zudem schneller und präziser erledigt, was die Produktivität erhöht.
  • Verbesserte Datenqualität und Reproduzierbarkeit: Bisher konnten etwa 70 % der Versuchsergebnisse und Paper nicht reproduziert werden. Durch die Vernetzung und Automatisierung werden mehr und genauere Daten gesammelt. So werden künftig Informationslücken geschlossen.
  • Weniger Fehler: Das Labor 4.0 minimiert dank technologischer Unterstützung das Risiko menschlicher Fehler, was Unfälle vermeidet und Ressourcen spart.
  • Reduzierte Kosten: Dank mehr Effizienz und einer niedrigeren Fehlerquote sinken auch die Betriebskosten im Labor.
  • Sicherheit: Eine verbesserte Überwachung und entsprechende Warnsysteme verhindern effektiv Kontaminationen und Unfälle. Das macht die Laborarbeit bedeutend sicherer und schützt die Gesundheit der Mitarbeiter.
  • Nachhaltigkeit: Dank optimiertem Wasser- und Energiebedarf, Ressourcenschonung, vorausschauender Gerätewartung und mehr wird Nachhaltigkeit im Labor sichergestellt.

Ein digitalisiertes, automatisiertes Labor bietet also viele Chancen. Um diese auch zu nutzen, kommen verschiedenste technische Neuerungen zum Einsatz, die wir Ihnen im Anschluss vorstellen.

Lab IoT im Labor 4.0

Lab-IoT und Co. – wichtige Technologien im digitalen Labor

Wie genau funktioniert also das Labor der Zukunft? Noch sind wir nicht so weit, doch grundlegende Technologien dafür sind bereits im Einsatz und werden stetig weiterentwickelt. Mit ihrer Hilfe können künftig alle Prozesse digital abgebildet und weitestgehend automatisiert werden.

Labor-Informations- und Management-System (LIMS)

Besonders zentral für ein funktionierendes digitales Labor ist ein Labor-Informations- und Management-System, kurz LIMS. Dabei handelt es sich um eine Software, die alle administrativen und koordinativen Aufgaben im Labor unterstützt. 

Ein solches System …

  • stellt Informationen bereit, 
  • verwaltet und analysiert Daten, 
  • steuert Geräte,
  • dokumentiert Laborprozesse,
  • speichert erhobene Daten sicher ab
  • und verfügt über Schnittstellen zum Austausch mit anderen Systemen.

LIMS sind außerdem modular aufgebaut und lassen sich an die spezifischen Anforderungen verschiedener Laborumgebungen anpassen. Ihre Stärken spielen sie jedoch vor allem in probenorientierten Laboren aus.

Praxisbeispiel
Sollte es in Zukunft zu einer weiteren Pandemie kommen, können die Ersterfassung der Proben, die Testauswertung, die Dokumentation und der gesamte logistische Prozess davor und danach mit einem LIMS bedeutend schneller abgewickelt werden.

Lab-IoT: Internet der Dinge im Labor

Eine zweite wichtige Komponente ist das Internet der Dinge, das im Laborbereich auch als Lab-IoT (Laboratory Internet of Things) bezeichnet wird. Es verbindet die Laborgeräte miteinander, sodass der Austausch von Daten in Echtzeit innerhalb eines Netzwerks möglich wird. Sensoren in den Geräten erfassen kontinuierlich Daten und übermitteln sie an zentrale Systeme wie das LIMS.

Praxisbeispiel
Intelligente Überwachungsgeräte informieren kontinuierlich über Raumparameter (z. B. Temperatur) und verfolgen den Zustand von Geräten wie Kühlschrank oder Inkubator. Tritt ein Problem auf, senden die Geräte automatisch einen Alarm an verbundene Systeme, oder auch an ein Mobilgerät, um Arbeitskräfte im Labor zu warnen.

Automatisierung und Robotik

Automatisierungslösungen und Roboter dienen vor allem als Entlastung für den Menschen bei repetitiven oder gefährlichen Arbeiten. Laborroboter sind mittlerweile sogar in der Lage, vielfältige Aufgabenstellungen selbstständig auszuführen: z. B. die Probenzuführung, Messung oder gekühlte Lagerung. Viele Robotiksysteme sind außerdem bereits (teil-)mobil, wodurch sie noch flexibler an verschiedenen Orten einsetzbar sind.

Der Einsatz von Robotern hat darüber hinaus den Vorteil, dass viele Arbeiten außerhalb der Normalarbeitszeit nun automatisiert erledigt werden. Angesichts des Fachkräftemangels und der hohen Arbeitsbelastung im Labor ist das eine enorme Erleichterung, die den Beruf wieder attraktiver macht.

Praxisbeispiel
Automatisierte Systeme führen in einem medizinischen Labor bereits nachts alle einfachen Tests durch. Am nächsten Morgen kontrollieren die Labormitarbeiter die Ergebnisse und können sich dann gleich anspruchsvolleren Aufgaben widmen. Nacht- und Wochenendschichten werden deutlich reduziert.

Künstliche Intelligenz und Big Data

Seit der Einführung von KI-Tools wie ChatGPT ist künstliche Intelligenz in aller Munde – und das nicht ohne Grund. Auch wenn die Technologie teils noch in den Kinderschuhen steckt, kann sie in spezialisierten Bereichen bereits beeindruckende Ergebnisse liefern.

Der entscheidende Vorteil künstlicher Intelligenz ist die Verarbeitung enormer Datenmengen. Aus diesen ziehen KI-Algorithmen Muster und wertvolle Erkenntnisse, treffen Vorhersagen und schlagen passende Optimierungen vor. Dieser Prozess passiert innerhalb von Minuten oder Stunden, während ein Mensch dafür Tage gebraucht hätte. Einige der besonders komplexen Zusammenhänge hätte ein Mensch allein vielleicht sogar überhaupt nicht erkannt.

Praxisbeispiele

  • Analyse von Blutproben: KI-Algorithmen erkennen Unterschiede zwischen Leukozyten (weißen Blutkörperchen), was zur frühzeitigen Erkennung von Krankheiten beiträgt und so potenziell Leben retten kann.
  • Vorhersage von Laborergebnissen: Die KI analysiert historische Daten, um zukünftige Testergebnisse vorherzusagen und unnötige Tests zu vermeiden.
  • Schlaganfall-Risikoerkennung: Das Universitätsklinikum Bonn verwendet KI zur Analyse von Tränenflüssigkeit, um Schlaganfallrisiken frühzeitig zu erkennen.
  • Schnellere Entwicklung von Medikamenten: Forschende des MIT haben mithilfe eines KI-Algorithmus ein neues Antibiotikum gegen resistente Krankenhauskeime entdeckt.
Mitarbeiterin arbeitet im Labor 4.0

Ansätze für das Labor 4.0 bei Waldner

Am Puls der Zeit zu bleiben und Innovationen voranzutreiben, ist für uns bei Waldner selbstverständlich. Beispielsweise sorgt die Software “Lab Control Center (LCC) erstmals für eine vollständig digitale Überwachung unserer Laborabzüge und der durchgeführten Prozesse.

Die Software erfasst und visualisiert verschiedene Laborinformationen, wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder Daten von Laborgeräten, auf einem Dashboard. Laborprozesse werden damit in Echtzeit überwacht und kontrolliert. 

Das ermöglicht ein neues Maß an Transparenz: Labormitarbeiter erkennen sofort, ob alles funktioniert und können bei Bedarf schnell eingreifen. Fehler sind schnell lokalisiert und behoben. 

Versuche werden dank verschiedenster anschließbarer Geräte und Sensoren mit Live-Daten und grafischer Verlaufsanalyse überwacht. Selbst vergangene Messwerte können mühe­los abgerufen, verglichen und analysiert werden. Zusätzlich können die angeschlossenen Geräte direkt gesteuert werden.

Wir unterstützen Sie auf dem Weg zum Labor 4.0
Gerne planen wir gemeinsam mit Ihnen ein durchdachtes Labor mit modernen Lösungsansätzen, das Ihren hohen Anforderungen gerecht wird. Profitieren Sie dabei von unserer langjährigen Erfahrung und Innovationsstärke.

Laborplanung bei Waldner

Wie funktioniert die Umsetzung des Labor 4.0?

Noch ist das Labor 4.0 eine Zukunftsvision. Viele Laborarbeiten werden zwar bereits automatisiert oder stark vereinfacht, doch ein komplett vernetztes Labor entspricht noch nicht der Realität. Wir sind jedoch auf einem guten Weg dorthin, wenn einige Voraussetzungen erfüllt werden.

IT-Infrastruktur gewährleisten

Die Grundvoraussetzung für ein automatisiertes, smartes Labor ist eine stabile und vor allem sichere IT-Infrastruktur. Gerade im medizinischen Bereich dürfen Geräte und Software nicht versagen, denn bei Fehlern drohen teils gesundheitlich gefährliche Konsequenzen. 

Auch Cybersicherheit darf nicht unterschätzt werden, schließlich hat man es hier häufig mit sensiblen Patienten- oder Forschungsdaten zu tun. Bevor das Labor also sicher digitalisiert werden kann, muss die technische Basis gegeben sein.

Kompatibilität sicherstellen

Eine große Herausforderung in der Umsetzung ist derzeit die Kompatibilität zwischen verschiedenen Geräten und Systemen. Standardisierte Schnittstellen, die alle Daten aufnehmen und weitergeben können, sind derzeit noch rar. 

Eine solche Schnittstelle, die sich gerade in der Implementierungsphase befindet, ist der auf OPC UA basierende Standard, LADS (Laboratory and Analytical Device Standard). Dieser ist bereits mit zahlreichen Laborgeräten kompatibel – das Ziel ist nun noch, das gesamte Labor in einem gemeinsamen System abzubilden.

Neue Prozesse definieren

Mit traditionellen, manuellen Arbeitsweisen kann das Labor 4.0 nicht funktionieren, dafür sind die verarbeiteten Datenmengen zu groß. Technologien wie KI müssen deshalb sinnvoll in den Laboralltag integriert sein. Dafür ist es notwendig, einige Prozesse komplett neu zu denken und flexibel immer wieder anzupassen. 

Laborfachkräfte schulen und Informationen austauschen

Die digitale Umstellung fordert das Wissen und die Fähigkeiten der menschlichen Mitarbeiter im Labor auf einem völlig neuen Niveau. Damit das Labor 4.0 gelingen kann, müssen Laborfachkräfte ihre neuen Arbeitsmittel genau kennenlernen. 

Ein regelmäßiger Austausch, entsprechende Schulungen und Workshops helfen dabei, innovative Ansätze zu entdecken, bisherige Arbeitsweisen zu überdenken und die eigenen Fähigkeiten auszubauen.

Wenn hierbei Menschen, Fachbereiche und Unternehmen zusammenkommen, welche die richtigen Fachkompetenzen besitzen und interdisziplinär zusammenarbeiten, kann aus den verschiedenen Ansichten und Fertigkeiten ein bestens digitalisiertes Labor 4.0 entstehen.

Neugierig geworden?
Gerne treiben wir gemeinsam mit Ihnen Innovationen im Labor voran. Setzen Sie sich mit uns in Verbindung und wir entwickeln gemeinsam Ihre individuell passende Laborlösung.

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